Thunertagblatt: Der ewige Feuerwehrmann hört auf

Nach 43 Jahren ist Schluss. Ende Jahr hängt Paul Haldimann den Feuerwehrhelm an den Nagel. Nicht alle Feuerwehrkameraden sind überzeugt, dass der 63-Jährige mit dem Dienst aufhört.

Bei der Feuerwehr Region Laupen ist das Wettbüro geöffnet. Einige Mitglieder wetten darauf, dass Paul Haldimann im nächsten Jahr noch Dienst leisten wird. Sie können nicht glauben, dass «Pole» am 31.Dezember die Feuerwehr Laupen verlassen wird. Seinen Rücktritt habe er schon vor ein paar Jahren angekündigt, aber nie umgesetzt. Weil es Austritte bei den Fahrern gab, machte er weiter. «Die Wette gewinne ich. Ende Jahr ist endgültig Schluss», sagt der 63-Jährige mit einem Schmunzeln. «Ich muss Jüngeren Platz machen.»

Guter Teamgeist

43 Jahre wird er Ende Jahr im Dienste der Feuerwehr Laupen gestanden sein, gleich lang wie er als Mechaniker beim Druckmaschinenhersteller Wifag gearbeitet hat. Aber es gebe Unterschiede zwischen Beruf und Freizeit. Im Beruf gehe es um den Lebensunterhalt, da müsse man Kompromisse eingehen können, auch wenn es manchmal «nicht geigt». In der Freizeit gelte dieser Grundsatz nicht.

«Wenn mir etwas nicht mehr Spass macht, höre ich auf.» Das sei aber in der Feuerwehr nie der Fall gewesen, sagt Haldimann und lobt sofort den tollen Teamgeist im Korps. So treffen sich viele Feuerwehrleute jeden Freitag und Samstag zu einer Kaffeerunde im Feuerwehrlokal. Er erinnert sich auch gerne an die legendären Abende des damalige Löschzugs 3 im Pfadiheim, die erst bei Sonnenaufgang endeten.

Vom Maschinist zum Fahrer

Für Haldimann war es kein Müssen, als er 1971 dienstpflichtig wurde: «Ich ging gerne in die Feuerwehr.» Schon vorher hatte er seinem Vater, dem Chef eines Löschzugs, geholfen: Aufgebote schreiben, Sold abrechnen oder die Motorspritze reparieren. So hatte er einen Einteilungswunsch: Er wollte wie sein Vater in den Löschzug 3. In diesem blieb er gut 20 Jahre, bis die Feuerwehr 1993 das erste Tanklöschfahrzeug anschaffte.

Paul Haldimann meldete sich als Fahrer, machte sich aber kaum Hoffnungen. «Ich hatte die Führerausweise nicht.» Trotzdem durfte er die Ausbildung absolvieren. Seit gut zwei Jahrzehnten ist er nicht nur Fahrer, sondern bildet diese auch aus. Diese Funktion hat es ihm erlaubt, so lange Dienst zu leisten: «Als Atemschützer hätte ich keine Chance mehr.»

Die Feuerwehr habe sich in den gut 40 Jahren stark verändert, sagt Haldimann. Früher habe man Brände mit Personal bekämpft, heute mit Technik. So ist der Bestand der Feuerwehr von über 200 auf aktuell gut 50 Personen geschrumpft. Die Ausbildung ist aufwändiger, man müsse wie Profis arbeiten. Er schätzt, dass er in den letzten Jahren im Durchschnitt bis zu zweimal in der Woche für die Feuerwehr unterwegs war.

Einfacher Gefreiter

Paul Haldimann ist in all den Jahren nie über den Grad des Gefreiten hinausgekommen. Er hatte sich zwar mal als Geräteführer beworben. Doch ihm wurde ein anderer vorgezogen. Später wollte die Feuerwehr, dass er Geräteführer wird. Doch Haldimann winkte ab. «Ich stelle mich nie zweimal fürs gleiche Amt zur Verfügung», begründet er. Für Kommandant Christian Schuhmacher hat das schmale Gradabzeichen des Gefreiten wegen Haldimanns Erfahrung aber so viel Wert wie ein «Majorsbalken». «Er ist vielseitig einsetzbar, hat ein grosses Fachwissen und ist hilfsbereit», lobt Schuhmacher.

Haldimann hat sich nie um einen Einsatz gedrückt. «Wenn ich gerufen wurde, bin ich ausgerückt.» Einige Einsätze sind gut im Gedächtnis geblieben. Etwa 1990, als die Sense über die Ufer trat, oder 1999, als im Sommer ein schweres Hagelgewitter Laupen traf und Ende Dezember Lothar ganze Wälder knickte. Am schlimmsten sei es jedoch gewesen, wenn Menschen ums Leben kamen. So wurde die Feuerwehr vor einigen Jahren am Sonntagmorgen zu einem Autobrand gerufen. Erst als alles gelöscht war, merkte man, dass dort noch eine Person drin sass.

Rücktritt in Raten

Dass es Haldimann ernst ist mit dem Aufhören, zeigt die Tatsache, dass er in diesem Jahr keinen Pikettdienst mehr leistete, sondern sich auf die Ausbildung der Fahrer konzentrierte. Nicht nur im Herzen wird er bei seinen langjährigen Kollegen sein, auch räumlich. Denn Paul Haldimann, der vor vier Jahren frühpensioniert wurde, hat eine neue Aufgabe. Er ist neu Anlagewart in der Heizzentrale der BGL-Wärmeverbund AG. Diese liegt direkt neben dem Feuerwehrmagazin. Wetten, dass Haldimann weiterhin regelmässig im Feuerwehrlokal zum Kaffee aufkreuzen wird?

 

Quelle: Thunertagblatt

 

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